Ermüdungsbrüche gehören zu den häufigsten Überlastungsverletzungen im Sport und unterscheiden sich deutlich von klassischen Knochenbrüchen. Während ein Unfall oder ein Sturz normalerweise zu einem abrupten Knochenbruch führt, entstehen Ermüdungsbrüche schleichend. Der Knochen wird dabei über längere Zeit immer wieder denselben Belastungen ausgesetzt, bis sich kleine Risse im Gewebe bilden, die schließlich einen stabilitätsrelevanten Schaden verursachen. Besonders Läuferinnen und Läufer, Fußballer, Basketballspieler oder Tänzerinnen sind betroffen, da ihre Sportarten durch hohe Sprung-, Lauf- und Stoßbelastungen geprägt sind. Typische Stellen sind das Schienbein, der Mittelfuß oder das Becken, gelegentlich auch die Rippen oder der Oberarm bei Wurfsportarten.
Missverhältnis zwischen Belastung und Erholung
Die Ursache liegt fast immer in einem Missverhältnis zwischen Belastung und Erholung. Knochen sind ein dynamisches Gewebe, das sich ständig anpasst. Auf Belastung reagiert es mit Verstärkung, in Ruhephasen wird es repariert und aufgebaut. Werden Trainingsumfänge jedoch zu schnell gesteigert, fehlt die nötige Pause oder kommen zusätzliche Risikofaktoren hinzu, z. B. ungünstiges Schuhwerk, harte Laufuntergründe, Mangelernährung, Vitamin-D- oder Kalziummangel sowie hormonelle Einflüsse. Dann kann der Knochen die Belastungen nicht mehr ausgleichen. Die Folge sind winzige Mikroverletzungen, die sich mit der Zeit summieren.
Charakteristisch ist der schleichende Beginn. Anfangs spüren Betroffene oft nur ein leichtes Ziehen oder Schmerzen während des Trainings, die nach kurzer Pause verschwinden. Mit der Zeit nehmen die Beschwerden zu, treten auch in Ruhe oder nachts auf und schränken schließlich die sportliche Aktivität deutlich ein. Weil ein Röntgenbild in frühen Stadien oft unauffällig bleibt, wird die Diagnose häufig erst durch eine Magnetresonanztomografie oder Knochenszintigrafie gesichert.
Konsequente Entlastung
Die wichtigste Maßnahme bei einem Ermüdungsbruch ist konsequente Entlastung. Je nach Schweregrad bedeutet das eine Pause von mehreren Wochen bis Monaten, in denen die betroffene Region nicht oder nur eingeschränkt belastet werden darf. Um die Fitness zu erhalten, empfehlen sich gelenkschonende Alternativen wie Schwimmen oder Radfahren. In komplizierten Fällen können Schienen, spezielle Entlastungsschuhe oder sogar operative Eingriffe nötig sein. Parallel sollte auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung geachtet werden, da diese Nährstoffe für die Knochengesundheit entscheidend sind.
Für die Vorbeugung gilt, dass die Trainingssteigerungen immer schrittweise erfolgen sollten. Regenerationsphasen müssen eingehalten werden, und das Equipment, etwa Laufschuhe, sollte regelmäßig überprüft und angepasst werden. Auch Schlaf, Stressmanagement und eine stabile Muskulatur spielen eine große Rolle, da sie den Knochen entlasten und die Gesamtbelastung reduzieren. Wer die Warnsignale des Körpers ernst nimmt und rechtzeitig reagiert, kann einen Ermüdungsbruch oft verhindern oder zumindest frühzeitig auskurieren.