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Muskeltraining galt lange als Domäne des Leistungssports oder des Kraftsports. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich jedoch gezeigt, dass eine aktive Muskulatur ein zentrales Regulationsorgan des menschlichen Stoffwechsels ist und damit direkten Einfluss auf viele moderne Zivilisationserkrankungen nimmt. Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, Osteoporose oder chronische Rückenschmerzen stehen in engem Zusammenhang mit Bewegungsmangel und Muskelabbau, der bereits ab dem dritten Lebensjahrzehnt messbar einsetzt.

Muskulatur als Stoffwechsel- und Hormonorgan

Skelettmuskulatur ist der größte insulinabhängige Glukoseverbraucher des Körpers. Regelmäßiges Muskeltraining erhöht nachweislich die Insulinsensitivität, verbessert die Glukoseaufnahme unabhängig von Insulin und senkt dadurch den Nüchternblutzucker sowie den HbA1c-Wert bei Menschen mit Prädiabetes und Typ-2-Diabetes. Diese Effekte sind gut belegt und vergleichbar mit denen moderner Antidiabetika, insbesondere bei gleichzeitiger Reduktion des viszeralen Fetts.
Darüber hinaus wirkt die aktive Muskulatur als endokrines Organ. Beim Training werden sogenannte Myokine freigesetzt, darunter IL-6 in antiinflammatorischer Funktion, Irisin oder Myostatin-regulierende Faktoren. Diese Botenstoffe beeinflussen systemische Entzündungsprozesse, den Fettstoffwechsel und sogar neuronale Funktionen. Chronische, niedriggradige Entzündungen gelten heute als zentraler Treiber vieler Zivilisationserkrankungen, etwa einer Arteriosklerose, des metabolischen Syndroms oder auch bestimmten Krebsarten. Muskeltraining kann auch hierbei eine nennenswerte Rolle spielen.

Herz, Knochen und Gehirn profitieren 

Auch für das Herz-Kreislauf-System ist Muskeltraining relevant. Entgegen früheren Annahmen erhöht moderates bis intensives Krafttraining weder dauerhaft den Blutdruck noch belastet es das Herz, sondern senkt langfristig systolische und diastolische Werte. Gleichzeitig verbessert es die Gefäßfunktion und reduziert kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Dyslipidämien.
Mit Blick auf den Bewegungsapparat ist der Nutzen noch direkter. Mechanische Belastung durch Muskelarbeit stimuliert den Knochenstoffwechsel und wirkt dem altersbedingten Knochendichteverlust entgegen. Krafttraining gilt daher als eine der wirksamsten nichtmedikamentösen Maßnahmen zur Prävention und Therapie der Osteoporose, wie Leitlinien der WHO  bestätigen.
Zunehmend rückt sogar das Gehirn in den Fokus. So soll Muskeltraining kognitive Abbauprozesse verlangsamen und das Risiko für Demenz senken. Vermutet wird ein Zusammenspiel aus verbesserter Durchblutung, myokinvermittelter neuroprotektiver Effekte und reduzierter systemischer Entzündungen.